von gestern bis heute
Nach dem ersten Weltkrieg:
Nach dem ersten Weltkrieg entstehen außerhalb Rußlands Kosakenchöre, die dank ihrer vollendeten Gesangskunst und dem Melodienreichtum ihrer heimatlichen Lieder sehr schnell eine treue und ständig wachsende Hörergemeinde finden. Herausragendes Ensemble jener Zeit ist neben dem Don Kosaken Chor von Sergej Jaroff der 1938 in Deutschland gegründete und gleichfalls zur Legende gewordene Schwarzmeer Kosaken Chor. Erster Dirigent und Gründer ist Boris Ledkovsky, der gemeinsam mit dem – ebenso wie Jaroff – während der Oktober-Revolution 1917 aus dem brennenden Russland emigrierten Fähnrich und späteren Theologen Nikolai Orloff den Chor leitet.
Theologe, Nokolai S. Orloff:
Der am 10. April 1930 in der St. Pauli Kirche in Lemgo ordinierte Theologe Nikolai S. Orloff – einem alten russischen Adelsgeschlecht entstammend und Sohn eines Generals der Zarengarde – gelangt in den Wirren der Oktober-Revolution nach einer wahren Odyssee schließlich in seine zweite Heimat, die kleine westfälische Stadt Lemgo und beginnt dort sein Lebenswerk, die „Bruderhilfe der evangelisch-orthodoxen Arbeitsgemeinschaft”. Als Gesamtleiter des Schwarzmeer Kosaken-Chores bringt Nikolai Orloff auf zahlreichen Tourneen einem Millionen-Publikum nicht nur die Musik der russisch – orthodoxen Kirche nahe, sondern auch die Probleme der Menschen, die ihm anvertraut sind und für die er unendlich viel Gutes tun kann.
Russische Chöre in Deutschland:
seit dem gehören russische Chöre in Deutschland zu den beliebtesten Ensembles, deren Konzerte immer wieder Wehmut und Erinnerungen vermitteln. Die Geschichte des Chores wurde geprägt von herausragenden Künstlern aus Russland, der Ukraine und Weißrussland, aber auch aus dem damaligen Jugoslawien, aus der Tschechoslowakei und Bulgarien. Es gab sogar deutsche Kosaken wie den Berliner Hans Rippert, der unter dem Namen Ivan Rebroff seine Weltkarriere im Schwarzmeer Kosaken Chor begann.
Die Geschicke des Chores:
Er soll die Geschicke des Chores mehr als eine Generation lang über einen Zeitraum von nahezu 30 Jahren entscheidend bestimmen und gestalten. Während die Don-Kosaken in Amerika leben und auf ihren ausgedehnten Tourneen durch Europa meistens in Konzertsälen auftreten, singen die Schwarzmeer Kosaken überwiegend in Kirchen, weswegen Nikolai Orloff – bereits 1954 in Presseberichten nachzulesen – das Zitat prägt, dass der Schwarzmeer Kosaken Chor ein Chor ist, der Gott zur Ehre “singend betet und betend singt” – dies auch in seiner Eigenschaft als Synodal-Chor der russisch-orthodoxen Kirche in Deutschland.
Boris Ledkovsky begründet den bis heute unverwechselbaren Charakter des Schwarzmeer Kosaken-Chores und führt dessen Interpretation russischer Volks- & Heimatlieder zu unvergleichlicher Vollendung, woran noch heute Ton-Dokumente seit dem Jahre 1940 erinnern. Nach einer durch die Ereignisse jener Zeit bedingten Pause können die Schwarzmeer Kosaken 1948 neu formiert ihren Triumphzug durch die Konzertsäle und Kirchen fortsetzen. In der wahrhaft „Goldenen Ära“, die Schwarzmeer Kosaken-Chor in den 50er Jahren, inzwischen unter der Leitung von Pro. Sergej Horbenko erlebt, gibt Peter Orloff 1958 mit 14 Jahren dort sein erstes Konzert als jüngster Sänger aller Kosakenchöre der Welt.
Beginn der Schlagerkarriere:
Und selbst bei Beginn seiner Schlagerkarriere sieht er sich als Kosake, als Cossack und nennt seine Band „the cossacks“. Er ist in der Tradition seiner Familie sogar ein Military Cossack, ein reitender Kosake, der gleich in seiner ersten TV- Sendung, der ZDF „Drehscheibe“ mit dem Titel „Mond und Sterne“ über die (Bielefelder) Steppe galoppiert.
Nach dem Tod von Nikolai Orloff:
Nach dem Tod von Nikolai Orloff folgt dessen Sohn Peter Nikolajewitsch Orloff, der kurz zuvor noch die „Deutsche Schlagerparade“ der ARD gewonnen hatte, 1993 der ehrenvollen Berufung, die in den 30er Jahren begonnene Familientradition fortzuführen und die musikalische Gesamtleitung des Chores zu übernehmen, dessen jüngster Sänger er einst war. Peter Orloff, der in den 50er Jahren noch mit Sängern aus der Zeit der Gründung des Schwarzmeer Kosaken-Chores auf der Bühne stand, führt den Chor zu neuer Größe – autoritär und visionär gleichermaßen und dabei doch freundschaftlich und voller Respekt für seine Kollegen. Ihm zur Seite steht als Dirigent zunächst Toma Pitkov, Chef-Dirigent der Rumänisch – Orthodoxen Kirche Sofia, der auch mehrfach an der Mailänder Scala konzertierte. Ende 1996 wird der Chor intern umstrukturiert. Toma Pitkov scheidet aus Altersgründen aus.
Letztes Konzert vor über 15.000 Menschen:
Beim letzten gemeinsamen Konzert vor über 15.000 begeisterten Menschen beim Classic Open Air in Berlin überreicht er Peter Orloff in einem bewegenden Moment den Gürtel des Kosakenführers und damit gleichzeitig die alleinige Verantwortung. Unter der musikalischen Gesamtleitung von Peter Orloff wird der Schwarzmeer Kosaken Chor erneut zu einem Klangkörper von unvergleichlicher Qualität. Atemberaubende Tenöre, gewaltige Baritone und nachtschwarze Bässe – viele von ihnen Künstler an den Opernbühnen Europas, für die es die größte Ehre und schönste Aufgabe ist, Mitglied in diesem Elite-Ensemble zu sein. Begeisterte Pressestimmen dokumentieren die Ausnahmestellung, die Peter Orloff selbst als Solist des Schwarzmeer Kosaken-Chores damals wie heute innehat. Und trotz der Vielzahl der Konzerte ist jede einzelne Veranstaltung für Peter Orloff und seine Sänger ein Konzertereignis von großer Wichtigkeit – so, als ob es “das erste oder das letzte wäre.” Man muss ein Konzert des Schwarzmeer Kosaken-Chores erlebt haben, um dessen geradezu magische Ausstrahlung verstehen zu können. Wohl als einziges Kosaken-Ensemble der Gegenwart hat der Schwarzmeer Kosaken-Chor mit Peter Orloff eine bekannte Führungspersönlichkeit, die charismatisch und stimmgewaltig gleichermaßen Galionsfigur und einer der herausragenden Solisten dieser Weltklassetruppe ist und dessen Name seit Jahrzehnten unlösbar mit dem des Schwarzmeer Kosaken-Chores verbunden ist durch inzwischen über 5.000 Konzerte unter seiner persönlichen Mitwirkung von den 50er Jahren bis heute. Dies ungeachtet seiner großen Karriere als Einzelkünstler, die in der Erinnerung der Zuschauer nach wie vor weiter klingt und ihn zum Publikumsmagneten damals wie heute gemacht hat. Die große Vergangenheit, zu der er selbst beigetragen hat, ist indes für Peter Orloff nur eine historische Fußnote im Vergleich zu seinem Anspruch, dass der Schwarzmeer Kosaken-Chor unserer Tage das führende Ensemble seiner Art ist. Keine Revival-Truppe, sondern die Königsklasse seines Genres. Denn es gibt viele Kosakenchöre, aber nur einen Schwarzmeer Kosaken Chor!
Gewaltig – mystisch – geheimnisvoll!